Nocturne City 02 - Blutfehde by Caitlin Kittredge

Nocturne City 02 - Blutfehde by Caitlin Kittredge

Autor:Caitlin Kittredge [Kittredge, Caitlin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: babylon
veröffentlicht: 2012-05-13T16:00:00+00:00


18

Im Wagen ließ ich mir von der Zentrale Jouberts Meldeadresse durchgeben, laut der er in Needle Park wohnte. Dieser Teil von Nocturne City hieß eigentlich The Bowers und war eine kleine Trabantenstadt, die im 19. Jahrhundert von Matrosen für ihre Familien im Niemandsland zwischen Cedar Hill und den westlichen Ausläufern der Stadt errichtet worden war. Mit der Zeit aber waren die Familien gegangen und die Drogen gekommen, sodass Needle Park mittlerweile genauso traurig und gefährlich war wie Waterfront oder Ghosttown.

Die Adresse führte uns zu einem imposanten dreistöckigen Haus, vor dem ich zwischen überquellenden Mülleimern und einem schwarzen Mercedes neueren Modells einparkte. Der Wagen vor dem Haus machte mich nervös. Ganz offensichtlich musste Joubert ein mächtiger Mann sein, wenn er seinen Mercedes unbewacht in einer Gegend wie Needle Park auf der Straße parken konnte, ohne dass sich jemand an ihm zu schaffen machte.

„Okay“, sagte ich, als wir auf dem Gehweg stehen blieben, „ihr beide bleibt erst mal hier und kommt nur rein, wenn es Schwierigkeiten gibt. Wir müssen ihn ja nicht gleich als Dreiertrupp überfallen.“

Irina schnaubte nur verächtlich über meinen Plan. „Hättest ja nicht mitkommen müssen, Prinzesschen“, fauchte ich sie an und warf ihr einen finsteren Blick zu.

„Wer hätte dann auf Dmitri achtgeben sollen? Du etwa?“, blaffte sie zurück. „Du bist doch schuld daran, dass er infiziert worden ist. Wer weiß, was als Nächstes passiert?“

Ich antwortete nicht auf ihr Gezeter, denn ich wusste, dass ich sie durch Nichtachtung härter treffen konnte als durch einen ausgestreckten Mittelfinger. Mit ärgerlicher Miene schürzte Irina die Lippen und drehte uns den Rücken zu, obwohl es in ihrer Blickrichtung außer heruntergekommenen Holzhäusern und zerbrochenen Gehwegplatten nicht viel zu sehen gab.

„Noch mal zum Mitschreiben: Du wartest hier und kommst nur rein, wenn etwas passiert. Okay?“, instruierte ich Dmitri.

„Versuch, ihn nicht mehr zu provozieren, als unbedingt nötig“, gab er mir daraufhin mit auf den Weg. Sein Hinweis machte mir wieder einmal klar, dass er mich nur allzu gut kannte, und irgendwie passte mir das gar nicht. Es wäre tausendmal einfacher gewesen, ihn als unwichtige Liebelei abschreiben zu können und normal weiterzuleben. Stattdessen fühlte ich in Momenten wie diesem immer wieder den Schmerz der Wehmut, den unsere Trennung in meinem Herzen hinterlassen hatte.

Normalerweise verwandelte ein Werwolf einen Menschen nur, wenn er den Rest seines Lebens mit ihm oder ihr verbringen wollte. Deshalb hielten Partnerschaften unter Werwölfen auch meist ein Leben lang. Dmitri hatte mittlerweile aber schon zwei Partnerinnen verloren – genauso wie ich zwei Partner. Eigentlich hätte ich Joshua – den gewalttätigen Serpent Eye, der mich als Fünfzehnjährige hatte vergewaltigen wollen – nicht mitzählen dürfen, aber genau genommen war er mein erster Partner gewesen. Seitdem ich vor ihm davongelaufen war, hatte ich immer wieder das brennende Verlangen verspürt, die durch ihn entstandene Leere mit einem anderen Wolf – einem Rudelführer, einem normalen Werwolfmännchen oder meinetwegen auch einem Weibchen – auszufüllen. In meinem Leben als Insoli hatte es Momente gegeben, in denen mir so ziemlich jeder Werwolf als Partner recht gewesen wäre, um meine Einsamkeit als rudelloses Weibchen zu überwinden.

Auf dem Weg zu Jouberts Haustür versuchte ich, meine Gedanken wieder zu ordnen.



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